Artikel in der MZ vom 16.10.2020

VON ANGELIKA ANDRÄS

PÖTEWITZ/ZEITZ/MZ Angler sind auch Heger und Pfleger, Natur- und Umweltschützer und nicht nur Leute, die in Ruhe irgendwo ihre Angel auswerfen und ihrem Hobby frönen wollen. Zumindest ist es im Zeitzer Angelfischereiverein so. Das schildert dessen Vorsitzender Karl-Ulrich Axthelm an einem aktuellen Beispiel. „Wir haben für neuen Fischbesatz im Walpernhainer Bach in Pötewitz gesorgt“, sagt Axthelm. „Damit wollen wir dort einen wichtigen Beitrag zur Renaturierung und Bereicherung des Biotops leisten.“ 500 Forellen wurden in den Bachlauf eingesetzt.

Seit einem Jahr gibt es einen Pachtvertrag mit Frank Jacob (Die Linke), Bürgermeister der Gemeinde Wetterzeube. Das heißt für den Verein nicht nur, dass der Bach beangelt werden kann. „Wie sind als Angler auch für Hege und Pflege verantwortlich“, so Axthelm. Und was das Angeln angeht, da betont er, dass der Bach von jedem mit entsprechender Angelkarte, der Salmonidenangelkarte, genutzt werden darf. Was den Bach angeht, da hoffen die Zeitzer Petrijünger jetzt vor allem, dass sich Forellen gut entwickeln können und das in einem klaren Bach, in den keine Schadstoffe eingespült werden. Das würde nämlich die Bemühungen der Angler erschweren, wenn nicht gar zunichte machen.

Den Besatz im Bach in Pötewitz sieht Axthelm natürlich in einem größeren Zusammenhang mit Elsterfloßgraben und Weißer Elster. „Zwischen Walpernhain und Pötewitz fließt ein Bach, dessen klares, von Forellen belebtes Wasser durch einen romantischen Grund der Elster zueilt“, heißt es schon in einer alten Sage von der Höhle im Speckberge. Der Bach verläuft nicht nur über den Floßgraben und mündet in die Weiße Elster, es wird auch überliefert, dass sich hier bereits Forellen tummelten.

Der Elsterfloßgraben ist heute vor allem ein technisches Denkmal. Angelegt wurde er im 16. Jahrhundert zum Holztransport von der Weißen Elster bis nach Leipzig. Nicht zuletzt aufgrund dieses Zusammenspiels der Gewässer unterstützt der Angelfischereiverein den Förderverein Elsterfloßgraben. „Wir sind dort Mitglied, ich bin der Vertreter unseres Vereins im Floßgraben-Förderverein“, so Axthelm. „Um die Nachhaltigkeit eines bereits rekultivierten Teilabschnittes des Elsterfloßgrabens zu unterstützen, haben wir das Fischereirecht von der Landesgrenze Thüringen bis zum Abschlag Uthmig gepachtet“, informiert er, „anglerisch durchaus interessant, jedoch sollte hier auch die Entwicklung von Artenvielfalt und Fischreichtum im Elsterwasser eine besondere Beachtung finden.“ Deshalb wurden auch Forellen in den Floßgraben gesetzt. „Perspektivisch ist dort auch Schleien-Besatz geplant.“

Für Axthelm gehen alle diese Bemühungen auch wieder ein in die Ehrung „Flusslandschaft 2020/21: Weiße Elster“. Er setzt darauf, dass mit dieser Auszeichnung „eine länderübergreifende Zusammenarbeit auf den Gebieten Umwelt- und Naturschutz, sanfter Tourismus, Hochwasserschutz sowie bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie an der Weißen Elster intensiviert werden“ soll. Und aus Sicht der Angler sind die Weiße Elster und ihre Nebengewässer sehr interessant. Doch auch hier ist ihr Einsatz als Heger und Pfleger gefragt. Die Wasserqualität habe sich nach der Wende wesentlich verändert, vielleicht auch verbessert, meint Axthelm. Und doch: „Nur der ständig Neubesatz auch über die Landesgrenze hinaus mit Aal, Karpfen, Wels, Barben, Äschen ... und hauptsächlich mit Forellen, Forellen, Forellen ließ unseren Heimatfluss an Attraktivität nicht schrumpfen.“

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