Unsere "Weiße Elster"

Ich fange mal ganz anders an:

Damals im Jahre 1991 wurde unter meiner Regie als Vorsitzender des Kreisfachausschusses Zeitz der Kreisanglerverein Zeitz gegründet und erhielt auf der Grundlage meines Vorschlages den Beinamen "Weiße Elster". Zu dieser Zeit waren wir schon stolz auf "unseren" Fluss, da er doch vollständig den ehemaligen Kreis Zeitz durchquerte. Eigentlich entspringt die Weiße Elster in Kapellenberg (Tschech. Republik) 725 m über NN und mündet nach 275 km bei Halle in die Saale bei 82 m über NN.
Aus anglerischer Sicht ein sehr interessanter und fischreicher Fluss, der sich im wesentlichen selbst reproduzierte, d.h., ohne zusätzlichen künstlichen Fischbesatz. Immerhin wurden bis zur Wende auch zahlreiche Angelveranstaltungen durchgeführt, wobei entlang der Strecke oberhalb der Zuckerfabriksbrücke, also in einem begradigten Teilstück der Weißen Elster von den 100 teilgenommenen Anglern am DDR-offenen "Elsterpokal"-Angeln weit über 1000 Fische, überwiegend Gründlinge und Plötzen, gefangen wurden. Die Angelzeit betrug jedoch nur 3 Stunden! Das Wasser sah zwar längst nicht so sauber und klar aus wie heutzutage, jedoch ließ der Nährstoffgehalt und die Wasserchemie besonders viele und artenreiche Fische gedeihen, auch wenn es ab und zu mal erhebliche Rückschläge infolge Wasserverschmutzung gab.
Nun hat sich die Wasserqualität wesentlich verändert, vielleicht auch verbessert, der Gründling als Hauptfisch verschwandt fast völlig, der Plötzenbestand nahm rapide ab, der Döbel bildete sich in größeren Stückzahlen, jedoch in wesentlich kleineren Exemplaren (Ausnahmen gibt es immer!) heraus. Nur der ständig Neubesatz auch über die Landesgrenze hinaus mit Aal, Karpfen, Wels, Barben, Äschen ... und hauptsächlich mit Forellen, Forellen, Forellen ließ unseren Heimatfluss an Attraktivität nicht schrumpfen.
Infolge technischer Maßnahmen und natürlicher Gegebenheiten verringerte sich der Wasserdurchsatz enorm und die durchschnittliche Wassertemperaturen stiegen an (z.Zt. 20,8 °C am 09.08..2020). Den gleichen Effekt haben wir natürlich auch in allen Zuläufen zu verzeichnen. Für die besetzten Salmoniden sind die Lebensbedingungen bereits jetzt am Ende des Existenzbereiches!
Nun las ich unlängst in der Mitteldeutschen Zeitung, dass die Vereinsführung des Kreisanglervereins unter jetziger Federführung von Herrn Röhling sich mit dem Gedanken trägt, das Bächlein Aga mit Lachsen zu besetzen. Ich frage mich: "Geht's noch?" Zweifler und Interessierte sollten mal eine Wanderung von der Mündung der Aga in die Weiße Elster entlang des Baches durch das schöne Aga-Tal unternehmen und sich selbst eine Meinung bilden.

Doch nun zur Flusslandschaft selbst:
Der Name „Weiße Elster“ hat im Übrigen nichts mit dem schwarz-weißen Rabenvogel zu tun. Im Slawischen heißt „Alstrawa“ „die Eilende“, daraus wurde später „Elster“.
Der Fluss ist eines der am stärksten belasteten Fließgewässer in Mitteldeutschland. Vom verbindlichen Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, bis spätestens zum Jahr 2027 einen „guten ökologischen Zustand“ zu erreichen, ist er weit entfernt.
Mit der Auszeichnung „Flusslandschaft des Jahres 2020/21: Weiße Elster“ soll eine länderübergreifende Zusammenarbeit auf den Gebieten Umwelt- und Naturschutz, sanfter Tourismus, Hochwasserschutz sowie bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie an der Weißen Elster intensiviert werden, wobei auch in Schwerpunktbereichen einer harmonischen Ufergestaltung Rechnung zu tragen ist.
Der Fluss und seine Landschaften sind seit Jahrtausenden durch den Menschen geprägt und geformt. Damit einher geht auch der ökologische Zustand der Weißen Elster und ihrer Nebenflüsse.
Mit dem wachsenden Bedarf an Brenn- und Bauholz in den Salinenregionen im Norden wurde die Weiße Elster zum Flößerfluss.
Ursprünglich besaß die Weiße Elster einen mäandrierenden Gewässerverlauf. Durch die Erschließung von Ackerflächen und die Vergrößerung der Siedlungsbereiche im südlicheren Flussgebiet wurde das Gewässer in seinem Lauf verändert. Aus der ehemaligen Auenlandschaft ist so auch der Tiergarten bei Zangenberg entstanden, wo man heute noch das alte Flussbett erahnen kann.
Kleinere Nebenläufe in unserem heimatlichen Gebiet wie beispielsweise auch die Aga spielen nur eine untergeordnete Rolle. Anders sieht es schon mit dem Elsterfloßgraben aus, der in Crossen/Elster beginnt. Der im 16. Jahrhundert zum Holztransport angelegter Kanal führt von der Weißen Elster in das Gebiet östlich von Weißenfels und Merseburg sowie nach Leipzig. Der Transport geschah durch ungebundenes Flößen (Triften) vor allem mit Holzscheiten. Zur Wiederherrichtung dieses wasserwirtschaftlichen Denkmals gibt es seit einigen Jahren einen Förderverein, in dem wir als Verein eine Mitgliedschaft inne haben. Um die Nachhaltigkeit eines bereits rekultivierten Teilabschnittes des Elsterfloßgrabens zu unterstützen, haben wir das Fischereirecht von der Landesgrenze Thüringen bis zum Abschlag Uthmig gepachtet. Anglerisch durchaus interessant, jedoch sollte hier auch die Entwicklung von Artenvielfalt und Fischreichtum im Elsterwasser eine besondere Beachtung finden. 

Für weitere Informationen sind die folgenden Links zu empfehlen:
https://www.naturfreunde.de/die-weisse-elster-wird-flusslandschaft-des-jahres-202021
https://www.elsterflossgraben.com/

Petri Heil!
Karl-Ulrich Axthelm