"Kampf" um den Hainbergsee 

Veröffentlichung am 18.02.2016 in der Tagespresse Meuselwitz (OVZ)

Anglerverein sieht seine Fische im Hainbergsee davonschwimmen
Meuselwitz. Über dem Hainbergsee ziehen dunkle Wolken auf. Auslöser dafür ist die Verpachtung der Fischereirechte für ein Flurstück am See, das in Sachsen-Anhalt liegt. Genehmigt hatte den Antrag des Zeitzer Angelvereins die Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft bereits im vergangenen Jahr. Dieser gehört der sachsen-anhaltische Teil, der rund neun Hektar groß ist, während der Thüringer Seeteil der Stadt Meuselwitz gehört. Das Gewässer hat insgesamt eine Größe von 36,5 Hektar.
Weil die Zeitzer Petrijünger nun auch noch einen Pachtantrag für einen kleinen Meuselwitzer Teil gestellt haben, sieht der Anglerverein Meuselwitz im wahrsten Sinne des Wortes seine Fische davonschwimmen. „Ein solcher Antrag liegt bei uns vor“, bestätigte Denise Zeuke, Leiterin des städtischen Ordnungsamtes, auf Nachfrage. Erst dadurch habe die Stadt Meuselwitz überhaupt von der Verpachtung in Sachsen-Anhalt erfahren.
Die Meuselwitzer Angler sind über diese Entwicklung alles anders als erbaut. „Wir haben uns seit Jahren bemüht, für eben dieses Stück in Sachsen-Anhalt die Fischereirechte von der BVVG zu bekommen. Unsere Nachfragen blieben allerdings stets ohne Erfolg. Jetzt hat man uns vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Torsten Jakob, stellvertretender Vereinsvorsitzender auf Nachfrage. Er ist ebenso wie seine Angelkollegen frustriert, denn der Verein wirkt schon etwa 60 Jahre am Hainbergsee. Seit der Wende hat der Verein die Fischereirechte gepachtet.
Weil es ihnen gegen den Strich geht, dass die Angler aus dem Nachbarland ihrem Hobby auf Meuselwitzer Territorium nachgehen wollen, möchten sie ebenfalls die Fischereipacht haben. Doch der Verein hat lediglich sein Interesse daran bekundet, war in der Stadtverwaltung zu erfahren. Das Angebot der Zeitzer Angler, mit den Meuselwitzern zusammenzuarbeiten, steht bis 31. März. Bis dahin haben die Meuselwitzer Zeit, sich zu diesem Angebot zu positionieren. Das sei bei den alteingesessenen Anglern jedoch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, ließ Torsten Jakob durchblicken. Die größten Bauchschmerzen haben die Hobbyfischer damit, dass künftig auch andere ihre Fische an Haken haben. Denn der Meuselwitzer Verein setzt schon seit Jahrzehnten Fische in den See. Und zwar die, die sie angeln wollen.
Die Verpachtung des Fischereirechtes an die Zeitzer Angler sei normalerweise ein einfacher Verwaltungsakt, so die Ordnungsamtschefin. Doch das ganze sei inzwischen richtig hochgekocht und habe nicht nur die Gemüter der Angler sondern auch der Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Hainbergsee erregt. Deshalb geht sie davon aus, dass die Entscheidung über den Antrag des Zeitzer Vereins eine politische werden wird.
Die IG Hainbergsee, die die „Badewanne“ der Meuselwitzer in den nächsten Jahren noch attraktiver machen möchte, sieht ihre Pläne durch die Verpachtung an die Angler aus Zeitz ebenfalls kritisch.
„Wir wollen in diesem Monat damit anfangen, auf dem kleinen Meuselwitzer Stück, am ehemaligen Zeltplatz, das Schilf zu verschneiden, um den Zugang zum Wasser wieder herzustellen“, berichtet Lutz Hempel, bei dem die Fäden der IG zusammenlaufen. Er bezweifle, dass mit der Fischereipacht der Zeitzer alles rechtens sei, sagt er und wies darauf hin, dass der Naturbund bereits 2013 Interesse bekundet habe, den Teil des Sees in Sachsen-Anhalt von BVVG zu kaufen. Hier sei man aber noch keinen Schritt weiter gekommen, sagt er mit offensichtlichem Bedauern.
Von Marlies Neumann

 

 Unsere Gegendarstellung als Leserbrief

Krieg der Angler?

Der Artikel "Meuselwitzer Anglerverein kämpft um Hainberger See" weist einige Mutmaßungen auf, die einer Richtigstellung bedürfen, was wir Zeitzer Angelfischer hiermit versuchen. "Versuchen" nennen wir es deshalb, weil wir es nicht verstehen, das Personen die in Vorständen positioniert sind, ein derart lückenhaftes Wissen preisgeben, wie es im Beitrag geschehen ist. Geradezu abscheulich klingt dazu die Botschaft, daß die Allgemeinheit etwas verlieren könnte. Diese geradezu theatralische Aufführung erinnert an längst vergangene Zeiten. Sind wir nicht alle froh, diese überwunden zu haben? Immerhin ist die Darstellung der Leiterin des Ordungsamtes Denise Zeuke der Realität entsprechend, geradezu ein Lichtblick im Gestrüpp der Halbwahrheiten Anderer.

Richtig ist, das Fischereirecht des sachsen-anhaltinische Teils des Hainbergsees inkl. des kleinen Uferbereiches der Stadt Meuselwitz, lag brach, es war nicht verpachtet. Jede anglerische Betätigung auf solchem Gelände ist Fischwilderei und damit eine Straftat. Darum ist uns die blinde Wut der Meuselwitzer Angler etwas unverständlich. Hat der Meuselwitzer Verein dort die letzten Jahre schwarz geangelt und obendrein Geld aus Angelkartenverkäufen eingenommen? Wir Zeitzer Angelfischer haben mit der Anpachtung des Fischereirechts der sachsen-anhaltinischen Seite nun erstmals seit 1989/90 den Zustand geschaffen, daß in diesem Bereich geangelt werden darf. Um allen Anglern eine zusätzliche Grenzbeachtung zu ersparen und damit einem beachtlichen Regelverstoß von vorn herein zu vermeiden, haben wir auch den Antrag auf Pacht des Fischereirechts der Stadt Meuselwitz gestellt. Damit wäre für den Angler nur noch die Landesgrenze zu beachten, zwar Aufwand, aber für Jeden durchaus zu bewerkstelligen ohne Verunstaltungen des Gewässers durch zusätzliche Markierungen. Solche müßten zwingend eingerichtet werden, wenn die Verpachtung nicht an uns Zeitzer Angelfischer erfolgt, um dem Angler eine Rechtssicherheit zu gewähren.

Den Fischen ist solch Landesgrenze freilich egal! Wenn aber nun ein Vorständler des Meuselwitzer Vereins äußert, daß er Angst habe um "seine" Fische, dann fährt er in dieser Sache neben der Spur. Der Fisch, egal ob nun aus Besatz oder natürlicher Reproduktion, ist herrenlos und wir Angler dürfen ihn mit anglerischen Methoden fangen und uns aneignen...so wird es bei der Erlangung des Fischereischeins als rechtliche Grundlage der Angelei gelehrt, auch in Thüringen. Gerade bei Vorständlern sollte man ein Grundlagenwissen des Fischereirechts voraussetzen können.

Es erstaunt wenig, das eine Terminsetzung als "Ultimatum" aufgefaßt wird und zeigt die Scheu vor einem angebrachten Dialog.
Dann ist es aber auch nicht verwunderlich, was über den Besatz so geäußert wurde. Wenn man eben nur die Fische besetzt bzw. hegt und pflegt, die einigen Anglern in den Kram passen, wird die Einhaltung eines Hegeziels und dem Hegeplan insgesamt widersprochen, damit entstellt man den Sinn der Fischereipacht. Fehlbewirtschaftung mit Beeinträchtigung der natürlichen Ertragsfähigkeit des Gewässers sind stets die Folge. Während man solch (fehl)besetzten Fisch für Geld recht günstig an der Fischtheke bekommen kann, erleidet das Gewässer mit all seiner Fauna und Flora irreparable Schäden die man auch mit viel Geld nicht reparieren kann.

Für uns ensteht der Eindruck, daß die Meuselwitzer Angler nicht um den Hainbergsee kämpfen, wie es in der Überschrift stand, sondern für das Ego einer kleinen Gruppe von Anglern die um Ihren Spielplatz fürchtet.

Die Rolle der Verstrickungen reicht nun auch noch bis in die IG Hainbergsee, wo man die Begriffe Pacht, Kauf und Fischereirecht offensichtlich noch nicht wirklich zu deuten weiß. Die anfängliche Begeisterung über diese Bürgerinitiative weicht nun dahin, da auch hier eine Argumentation geführt wird, die den Umständen nicht gerecht wird und irgendwie auch an längst vergangene Zeiten erinnert. Liebe Leute, lest einfach die Kurzvorstellung des Gewässers hier auf unserer Internetseite. Euer Wirken ist bereits hier mit würdigenden Worten beschrieben, ebenso der Umgang mit Badegästen, die uns lieber sind als gewöhnliche Schwarzangler und heimliche Gewässerbeschilderungsdiebe.

Christoph Schumann